Selber Bienen halten?

Durch viele Medienberichte und Filme sind die Bienen und die Bienenhaltung in den letzten Jahren sehr populär geworden. Einerseits ist das erfreulich. Andererseits hat das auch dazu geführt, dass vermehrt Leute in die Imkerei einsteigen, welche nach kurzer Zeit dieses Hobby wieder aufgeben müssen, da sie die Voraussetzungen nicht erfüllen können. Der wichtigste Grund ist die fehlende Zeit.

Die Informationen auf dieser Seite sollen Ihnen die Entscheidung erleichtern.

Solltet Ihre euch dafür entschieden haben Imkerin oder Imker zu werden, heissen wir euch auch gerne im Liechtensteiner Imkerverein willkommen. Das Anmeldeformular findet ihr unter folgendem Link: Anmeldeformular für Neumitglieder

Mit welchen Bienen arbeitet eine Imkerin/ein Imker?

Imkerinnen und Imker halten Honigbienen. Diese bilden Völker (Staaten) mit Tausenden von Bienen, welche den Winter überdauern.

Nebst den Honigbienen gibt es zahlreiche Wildbienen. Diese leben meist einzeln (solitär). Die Weibchen legen ihre Eier in kleine, oft selbst gebohrte Höhlen in abgestorbenem Pflanzenmaterial oder im Boden ab. Hummeln gehören auch zu den Wildbienen. Sie bilden vergleichsweise kleine Völker und im Gegensatz zu einem Honigbienenvolk überwintert nur die Königin.

Von Wildbienen kann kein Honig geerntet werden. Trotzdem sind sie sehr wichtig für die Bestäubung der Nutz- und Wildpflanzen und somit Teil einer intakten Umwelt.

Was muss ich mitbringen? Wieviel kann ich mit Imkern verdienen?

Die Bienenhaltung unter schweizerischen Bedingungen ist als Hobby anzusehen. Vor allem zu Beginn muss viel Zeit und auch Geld investiert werden. Der Ertrag aus dem Honigverkauf vermag die Kosten nicht zu decken.

Die Ernte von Bienenprodukten ist sekundär. Mindestens ebenso wichtig für eine Imkerin oder einen Imker sind die Nähe zur Natur und das Interesse, sich mit den vielfältigen und spannenden Zusammenhängen auseinanderzusetzen.

Mit wie viel Zeitaufwand muss ich rechnen?

Zeitaufwand pro Jahr
Beispiel: Start mit 6 Völkern

Besuch des Grundkurses in einem Imkerverein
18 Halbtage verteilt auf zwei Jahre
36 Stunden
Selbststudium zum Grundkurs20 Stunden
Betreuung der Völker (pro Volk 15 Stunden)90 Stunden
Allgemeine Arbeiten wie Honigschleudern etc.30 Stunden
Vereinsanlässe und Weiterbildung20 Stunden
Total für 6 Völker pro Jahrca. 200 Stunden

Der grösste Zeitaufwand für die Pflege der Völker fällt in die Monate April bis August. Die Arbeiten müssen genau dann durchgeführt werden, wenn die Entwicklung der Bienenvölker dies erfordert. Während der Saison sind keine längeren Ferien möglich!

Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Kostenübersicht

Grundkurs, Richtpreis ab 2020, Fr. 950.- bis Fr. 1250.-, Durchschnitt      1100.- Fr.
6 Beuten inkl. Waben und Rahmen      3000.- Fr.
Ausrüstung      1000.- Fr.
Schleuder, Honiggeschirr      2500.- Fr.
Total für 6 Völkerca. 7600.- Fr.

Welche gesetzlichen Vorgaben gelten für Imker/-innen?

Wer Bienen hält, übernimmt Pflichten betreffend Tierhaltung und Lebensmittelproduktion. Da Bienen über weite Distanzen  fliegen, können Krankheiten weiträumig verbreitet werden. Der Gesundheitszustand der gehaltenen Völker ist demnach keine rein private Angelegenheit, sondern steht auch in einem öffentlichen Interesse.

Folgende gesetzliche Vorschriften müssen beim Aufbau und Betrieb einer Imkerei beachtet werden:

  • Allgemeine Pflichten als Tierhalter/in: Tierhalter/-innen (Imker/-innen) haben die Tiere (Bienen) ordnungsgemäss zu warten und zu pflegen und die Vorkehren zu treffen, um sie gesund zu erhalten. Sie müssen dafür sorgen, dass die von ihnen gehaltenen Tiere (Bienen) keine Seuchengefahr darstellen.
  • Baurechtliche Vorgaben: Für Bienenhäuser und auch Magazine gelten die ortsüblichen Baubestimmungen (z.B. Grenzabstände, Baueingaben). Zudem muss sichergestellt werden, dass die Bienenhaltung keine übermässige Beeinträchtigung der Nachbarn darstellt.
  • Registrierung der Bienenstände: Sämtliche Bienenstände sind beim zuständigen kantonalen Amt zu registrieren. Daraufhin wird eine Nummer ausgestellt, welche gut sichtbar am Bienenstand anzubringen ist.
  • Meldung des Tierverkehrs: Bevor Bienen in einen anderen Inspektionskreis verbracht werden, muss dies dem Bieneninspektor des alten sowie des neuen Standorts gemeldet werden. Der Bieneninspektor des alten Standortes führt nötigenfalls eine Gesundheitskontrolle durch.
  • Führung einer Bestandeskontrolle: Imker/-innen sind verpflichtet, Zu- und Abgänge von Bienenvölkern in einer Bestandeskontrolle einzutragen.
  • Meldung von Seuchen-Verdachtsfällen: Jeder Verdacht von meldepflichtigen Tierseuchen ist dem Bieneninspektor unverzüglich zu melden.
  • Anwendung von Tierarzneimitteln: Beispielsweise untersteht der Einsatz von Behandlungsmitteln gegen die Varroa-Milbe den Vorschriften für die Anwendung von Tierarzneimitteln.
  • Einhaltung der Lebensmittelgesetzgebung: Die Produktion und das Inverkehrbringen von Honig und anderen Lebensmitteln aus dem Bienenstock (z.B. Pollen) untersteht den Vorschriften für die Lebensmittelgesetzgebung.

Die Vorgaben des Honig-Qualitätsprogramms von apisuisse (Goldsiegel) gehen über das gesetzlich verlangte Minimum hinaus. Eine Teilnahme an diesem Programm unterstützt und verpflichtet Imkerinnen und Imker, nach guter imkerlicher Praxis zu arbeiten. Dies ist auch eine Unterstützung, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten.

Welche Ausbildung muss ich besuchen?

Wer sich ernsthaft für die Bienenhaltung interessiert, besucht einen Grundkurs. Grundkurse werden von den lokalen Sektionen angeboten. Sie dauern 18 halbe Tage, verteilt auf zwei Jahre. Es werden theoretische und auch praktische Grundlagen der Bienenhaltung vermittelt. Es besteht zwar kein Obligatorium für den Besuch eines Grundkurses. Es ist aber davon abzuraten, Honigbienen ohne entsprechende Ausbildung zu halten. Die Gefahr ist zu gross, dass unsachgemäss betreute Bienenvölker dahinserbeln und zu Krankheitsherden werden. Damit ist niemandem ein Dienst erwiesen.

Nähere Informationen zu den Kursangeboten von BienenSchweiz finden Sie auf der Seite Imkerkurse.

Der Lernprozess ist nach der Absolvierung eines Grundkurses noch nicht abgeschlossen. Von den örtlichen Imkervereinen wird ein reichhaltiges Angebot an Weiterbildungsveranstaltungen geboten.

Wie komme ich zu Bienenvölkern?

Nur wer selber Bienenvölker hält, kann in einem Grundkurs optimal profitieren. Es empfiehlt sich, diese kurz nach dem Kursstart anzuschaffen. Besprechen Sie dies mit Ihrer Kursleiterin / Ihrem Kursleiter. Zu Bienen kommen Sie am einfachsten in den Sommermonaten ab Mai.

Bitte kaufen Sie Ihre Völker in der Region und nur von verlässlichen Quellen!

Was bringt mir eine Mitgliedschaft in einem Imkerverein?

Die Bienenzüchtervereine in den Regionen sind die besten Ansprechpartner für imkerliche Fragen. Nebst einem vielfältigen Weiterbildungsangebot bieten sie auch Beratungen in den Bereichen Bienenhaltung, Honigproduktion und -vermarktung sowie Zucht an. Eine Mitgliedschaft ist für beide Seiten von grossem Nutzen. Als Vereinsmitglied haben Sie auch die Möglichkeit, beim Honig-Qualitätsprogramm von apisuisse mitzumachen.