Schweizer Honigernte unter dem langjährigen Durchschnitt: Das widerspiegelt sich auch in der Bestäubung

Medienmitteilung 1.11.2023

Diesen Frühling mussten viele Imkerinnen und Imker auf eine Honigernte verzichten. Im Sommer zeigte sich dann in vielen Regionen ein erfreulicheres Bild. Dies geht aus der neusten Umfrage von apisuisse hervor. 

«In Jahren mit verregnetem und kühlem Frühling, wird der Zusammenhang zwischen Bestäubung der Pflanzen und einer möglichen Honigernte deutlich ersichtlich», so Markus Michel, Verantwortlicher Bienenprodukte bei BienenSchweiz. Nach dem scheinbar ewig dauernden Sommer ist die Erinnerung an den verregneten Frühling zwar nur noch schwach, die Auswirkungen zeigen sich aber auch jetzt noch – melden doch Obstbauer/-innen wie auch Imker/-innen geringere Erträge. Reichlich Niederschlag und kühle Temperaturen dominierten das Wettergeschehen in den Frühlingsmonaten. Dadurch konnten die Bienen in vielen Regionen die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder nur spärlich anfliegen. Einerseits widerspiegelte sich dies in geringeren Erträgen beim Obst, andererseits aber auch in der Frühlingshonigernte. So zeigt die jährliche Umfrage von apisuisse, an der rund 1139 Schweizer und Liechtensteiner Imker/-innen mit 1674 Bienenständen teilnahmen, dass in diesem Frühling an rund 36 % der Bienenstände kein Honig geerntet werden konnte (Vorjahr 19,5 %). Gesamthaft beträgt die durchschnittliche Frühlingshonigernte pro Bienenvolk 5,9 kg. Das sind weniger als die Hälfte des letztjährigen Ertrags von rund 12,4 kg pro Volk (langjähriger Durchschnitt 7,5 kg).  

Durch die bienenfreundlichen Witterungsbedingungen im Juni und Juli verbesserte sich die Honigbilanz mit der Sommerernte deutlich. Die «Totalausfälle», also Bienenstände, an denen kein Honig geerntet wurden, reduzierten sich nun auf 6,9 %, was dem Vorjahreswert entspricht. Auch bezüglich der Honigmenge pro Bienenvolk kann dieser Sommer mit dem letztjährigen mithalten: Mit 11,2 kg pro Volk konnten die Imkerinnen und Imker dieses Jahr praktisch gleich viel Sommerhonig wie im letzten Jahr ernten (11,5 kg). Der langjährige Durchschnitt im Sommer liegt bei rund 12,7 kg.  

Im langjährigen Durchschnitt wird in der Schweiz und in Liechtenstein rund 20,4 kg Honig pro Volk und Jahr geerntet. Dieser Wert konnte in der Saison 2023 mit 17,1 kg pro Volk nicht erreicht werden (Vorjahr 23,9 kg). 

Gute Ernten in der Westschweiz, in Graubünden und dem Tessin

Wiederum zeigten sich regionale Unterschiede. Wie die Karte unten zeigt, fielen die Ernten im Osten und Norden des Landes besonders niedrig aus. Im Westen, im Tessin und in Graubünden waren sie hingegen besser.

Vorteil der höheren Standorte 

Dieses Jahr lieferten die höher gelegenen Bienenstände bessere Gesamterträge als diejenigen in den tieferen Lagen. Grund dafür dürfte die spätere Vegetationsentwicklung sein. So blühte es in den höheren Lagen erst nach der Schlechtwetterperiode, wodurch die Bienen diese Nektarquellen 

optimal nutzen konnten. Das Blütenangebot ist zudem in der Höhe diverser und besteht aus weniger grossen Massentrachten wie Obst- und Raps im Mittelland. 

Blütenpracht für gesunde Bienenvölker 

Honig entsteht vor allem in Perioden mit grossem Blütenangebot. Für gesunde und starke Bienen ist aber ein vielfältiges und kontinuierliches Nahrungsangebot auch nach dem grossen Aufblühen im Frühling zentral. Oft dominieren «grüne oder graue Wüsten» das Landschaftsbild im Sommer. Deshalb hat sich BienenSchweiz zum Ziel gesetzt, die Schweiz zum Blühen zu bringen. Zusammen mit Landwirtinnen und Landwirten wie auch Firmen und Gemeinden konnte dieses Jahr bereits eine halbe Million Quadratmeter Blühflächen angelegt werden. Jetzt werden noch Blühpatinnen und -paten gesucht, die für 3 Fr. pro Quadratmeter das Projekt – auch für die kommenden Jahre – finanziell unterstützen. Weitere Informationen: www.bienen.ch/bluehflaechen

Weitere Details sowie die kantonalen Ergebnisse für die Sommer- und Frühlingsernten können Sie dem Bericht in der Oktober-Ausgabe der Schweizerischen Bienen-Zeitung (Seiten 36-39) entnehmen (PDF oder Online-Artikel).

Kontakt:

BienenSchweiz, Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz:

Markus Michel, Ressort Bienenprodukte, markus.michel@bienenschweiz.ch,  +41 71 571 09 34 

Sarah Grossenbacher, Kommunikation, sarah.grossenbacher@bienenschweiz.ch, +41 71 571 09 31 

SAR, Société Romande d’Apiculture :

Francis Saucy, Président de la SAR, presidence@abeilles.ch, +41 79 634 54 09

FTA, Federazione Ticinese Apicoltori : 

Davide Conconi, Presidente, +41 230 59 16, presidente@apicoltura.ch

Fotos:

Die hochaufgelösten Fotos können Sie hier herunterladen. 

Dieses Jahr konnte in Liechtenstein und in der Schweiz im Durchschnitt weniger Honig als im letzten Jahr geerntet werden. 
Ein vielfältiges und möglichst kontinuierliches Blütenangebot von Frühling bis Herbst ist elementar für die Gesundheit von Honig- und Wildbienen. 
Für die Erzeugung von 1 kg Honig sind 100’000 Sammelflüge sowie eine aufwändige Verarbeitung von Blütennektar oder Honigtau durch die Bienen notwendig.  
Schweizer Honig ist ein kostbares Erzeugnis. Natürlich mit dem apisuisse-Goldsiegel.